Esthers verschwinden

Autor: Roland Beisner
Länge: 11h 26min
Sterne: 5/5

Stell dir vor, du vertraust einem Mann das Leben deiner Familie an – und dann verrät er dich...

Wir befinden uns in verschiedenen Zeiten – in Polen und Amerika. Dieses Hörbuch erzählt in drei Zeitsträngen:

1. Die Zeit, in der Hitler Polen einnimmt und beginnt, seine Ideologie und Verbrechen dort auszubreiten.

2. Die Zeit nach der Befreiung durch die Amerikaner.

3. Die Zeit in Amerika, Jahre später.

Was haben diese Zeiträume gemeinsam? Eine jüdische Familie, die einem Katholiken vertraut – und die Jagd auf genau diesen Mann. Doch warum wird er in zwei Zeitsträngen verfolgt, wenn er der Familie doch geholfen hat?

Zeitstrang: Hitler kommt nach Polen
Hier geht es darum, wie die Nazis ihre Verbrechen nach und nach „einschleusen“, sodass zunächst keine Angst und Panik entsteht. Zuerst müssen die Frauen in Arbeitsstätten nähen, kommen abends aber noch mit Geld nach Hause. Im Mittelpunkt steht die Familie Rosen. Eli führt gemeinsam mit seinem Vater eine Baufirma, die gut läuft. Für sie arbeitet ein Vermittler namens Max. Doch als sich die Lage zuspitzt, setzt Eli auf das falsche Pferd – und wird verraten.

DP-Lager (Displaced Persons Camp):
In diesem Zeitstrang erfahren wir, dass Eli seine Frau Esther verloren hat. Es ist unklar, wo sie ist und ob sie noch lebt. Eli gibt die Hoffnung nicht auf. Er beantragt ein Visum für Amerika und hofft, dort ein neues Leben beginnen zu können. Doch zwei Fragen lassen ihn nicht los: Wo ist Esther? Und wer ist dieser Mann, der mit Visa handelt? Gemeinsam mit den Amerikanern versucht Eli, das herauszufinden.

In Amerika:
Das ist der aktuellste Handlungszeitraum. Eli lebt jetzt allein in einer kleinen Wohnung. Aber warum? Wo ist sein Sohn? Wo ist Esther? Was ist mit den beiden passiert? Und warum wirkt Eli auf seine Nachbarn wie ein Spion?

Am Anfang ist es etwas verwirrend mit den verschiedenen Zeitebenen. Doch sie bauen gut aufeinander auf, und man findet schnell hinein. Es ist eine sehr dramatische und traurige Geschichte. Wenn ihr – so wie ich – schon viel über die NS-Zeit gelesen habt, werdet ihr dieses Buch trotzdem als etwas Besonderes empfinden. Es erzählt nicht aus der Sicht deutscher Juden, sondern aus der Perspektive der von Deutschland besetzten jüdischen Bevölkerung – und das macht es so eindrucksvoll.

Mir hat es sehr gut gefallen. Ich musste zwischendurch weinen und den Kopf schütteln – weil es unfassbar ist, wie viel Grausamkeit es in der Welt gab und gibt. Und weil das Hörbuch auch klar zeigt: Die Amerikaner haben zwar die Lager befreit, waren aber nicht unbedingt begeistert davon, dass die Juden in den USA ein neues Leben beginnen wollten.

Ich wünsche viel Spaß beim Hören – es lohnt sich auf jeden Fall!